Welche Eigenschaften verbinden die Menschen mit dem Alter und dem Altsein? Worauf freuen sie sich, wenn sie ans Älterwerden denken, und was macht ihnen Angst? Wie gehen sie mit der eigenen Vergänglichkeit um? Und was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn sie immer älter wird? Das Berner Generationenhaus wollte mit Blick auf sein Jahresprogramm «forever young. Willkommen im langen Leben» mehr zu diesen Fragen erfahren. Die vorliegende Studie der Forschungsstelle sotomo untersucht die vorherrschenden Altersbilder und die Einstellungen gegenüber einer alternden Gesellschaft. Sotomo hat hierfür knapp 9000 erwachsene Personen aus der Deutschschweiz befragt und die Resultate repräsentativ gewichtet.
Herausgekommen ist ein vielseitiges Stimmungsbild zum persönlichen Umgang mit dem Älterwerden und zur alternden Gesellschaft. Die Resultate zeigen ein erfreulich positives Bild des letzten Lebensabschnitts. Es ist dabei insbesondere der Begriff der Gelassenheit, der mit dem Altsein in Verbindung gebracht wird. Die Freiheit von belastenden Verpflichtungen steht klar im Vordergrund gegenüber einem Bild von Zerfall und Einschränkungen. Auffällig ist, dass die Älteren selber ihrer Lebensphase noch als deutlich positiver zeichnen und nicht nur mit Gelassenheit, sondern ebenso stark mit Zufriedenheit in Verbindung bringen.
Eine überwiegende Mehrheit der Befragten gesteht auch Menschen in hohem Alter zu, ein aktives und lustvolles Leben zu führen. Dies bezieht sich allerdings vorwiegend auf den Freizeitbereich. Eine deutliche Mehrheit findet es nämlich nicht angemessen, wenn sich 75-Jährige noch in der Arbeitswelt oder der Politik engagieren. Dieses Urteil steht in Kontrast zum ebenfalls deutlich geäusserten Bedürfnis, dass in einer alternden Gesellschaft mit steigender Lebenserwartung auch ältere Menschen stärker in die gesellschaftliche Verantwortung eingebunden werden sollen.
Trotz der positiven Eigenschaften, die dem Altsein zugeschrieben werden, besteht in der Bevölkerung ein durchaus ambivalentes Verhältnis zum Älterwerden. Die wenigsten beurteilen das Älterwerden uneingeschränkt positiv. Eine klare Mehrheit verbindet mit einem hohen Lebensalter auch Ängste und Sorgen. Auffällig ist dabei, dass sich die Ängste der Jüngeren und der Älteren teilweise deutlich unterscheiden. Während Jüngere vermehrt die Sorge vor Einsamkeit und vor dem Verlust nahestehender Menschen nennen, sorgen sich Ältere weniger um den Verlust der sozialen Einbindung, dafür rückt zunehmend die Angst vor Fremdbestimmung in den Fokus. Die grösste Sorge betrifft jedoch den Verlust der geistigen Kräfte. 71 Prozent der Befragten haben Angst vor Demenz und Alzheimer im Alter. Interessanterweise ist diese Furcht jedoch bei jungen Menschen noch deutlich stärker vorhanden als bei den höchsten Altersgruppen.
Die Ambivalenz gegenüber dem Älterwerden zeigt sich nicht zuletzt im Umgang mit dem Begriff des «Altseins». Nur jede siebte Person ab 70 Jahren bezeichnet sich selber als alt. Während für die unter 30-jährigen Befragten jemand schon ab 66 Jahren als alt gilt, verschiebt sich diese Grenze mit steigendem Alter mehr und mehr nach oben, so dass sie immer über dem eigenen Lebensalter liegt. Je älter jemand ist, desto stärker unterscheidet sich zudem das gefühlte Alter vom tatsächlichen. So nehmen sich 75-Jährige im Schnitt als 64 wahr. Auch wenn dies darauf hindeuten könnte: Den Traum der ewigen Jugend hegt nur etwa ein Drittel der Befragten. Unsterblich sein möchten nur 18 Prozent der Befragten. Bemerkenswert ist jedoch vor allem, dass die Angst vor dem Tod mit steigendem Alter immer mehr verschwindet, obwohl der eigene Tod statistisch gesehen immer näher rückt. Die geringere soziale Einbindung und die Freiheit von Verantwortung machen es offenbar leichter, auch grundsätzlich vom Leben loszulassen. Auch dies ist womöglich ein Teil der Gelassenheit als in dieser Gesellschaft dominierendes Altersbild.
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