Um die Akzeptanz und Wirksamkeit der Präventionsarbeit in Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus zu überprüfen, gibt das Bundesamt für Gesundheit BAG eine periodische Wirkungsanalyse der Kampagnenarbeit in Auftrag. Mittels Bevölkerungsbefragungen werden Einstellungen und Verhalten untersucht. Durch die periodische Wiederholung der Befragung lassen sich Veränderungen und Trends im Verlauf der Pandemie aufzeichnet. Die dargestellten Ergebnisse beruhen auf einer Online-Befragung, welche die Bevölkerung der Schweiz mit Internetzugang repräsentativ abbildet. Für den vorliegenden Kurzbericht wurden die wichtigsten Befragungsergebnisse aufgearbeitet.
Die jüngste Befragung wurde vom 22. bis zum 28. Oktober 2020 durchgeführt. Die Bevölkerung wurde somit in der Phase des sehr starken Anstiegs der Fallzahlen und noch vor der Durchsetzung von strengeren Massnahmen, auch Slow-Down genannt, durch den Bundesrat am 28. Oktober durchgeführt. Dieser zeitliche Kontext gilt es bei der Beurteilung der Resultate zu berücksichtigen.
Zweite Welle: Verhaltensregeln werden besser befolgt, aber die Belastung drückt auf die Stimmung
Ende Oktober 2020, in der Phase des sehr starken Anstiegs der Covid-19-Fallzahlen in der Schweiz, zeigt sich, dass die Verhaltensregeln immer besser befolgt werden. Insbesondere die Hygienemaske wird viel häufiger getragen, stärker unterstützt und zugleich als weniger störend wahrgenommen. Einzig die Empfehlung des Arbeitens im Homeoffice und die Vorgabe, mehrmals täglich zu lüften, werden nicht gleich konsequent umgesetzt wie die anderen Verhaltens- und Hygieneregeln.
Eine interessante Entwicklung zeigt sich bei den Begrüssungsformen im Covid-19-Alltag: Am meisten verbreitet sind gegenwärtig zwei kontaktlose Gesten (Zuwinken und Zunicken) sowie das blosse Hallo-Sagen ohne Gestik. Das verbreitetste Begrüssungsritual, das sich erst mit Corona etabliert hat, ist die Berührung mit dem Ellenbogen. Diese neue Art des Begrüssens wenden 78 Prozent der Befragten gegenwärtig zumindest gelegentlich an. Eine grosse Mehrheit der Befragten verzichtet komplett auf das Händeschütteln und auf Wangen-Küsschen im Alltag: Rund 80% geben an, diese beiden Begrüssungsformen gegenwärtig nie anzuwenden, jeweils 18% geben an, diese noch «selten» anzuwenden.
Das persönliche Befinden, das sich nach dem Ende der ersten Welle verbessert hat, ist wieder zurück auf das Niveau von zu Beginn der Pandemie im März gefallen. Während die emotionale Belastung in der ersten Welle vor allem Ausdruck der unmittelbaren Bedrohung war, die damals als noch grösser eingeschätzt wurde, rücken nun die zunehmend ausgezehrten emotionalen Ressourcen zu Bewältigung der anhaltenden Krise in den Vordergrund.
Die Informationskampagnen des Bundesamts für Gesundheit werden weiterhin von den meisten der Befragten wahrgenommen (87 %). 76 Prozent erachten die Inhalte der BAG-Kampagne als angemessen und richtig. Etwas mehr als ein Drittel wünschst sich allerdings klarere Handlungsanweisungen durch das BAG.
Das Vertrauen in relevante Organisationen und Personengruppen hinsichtlich Informationen zum neuen Coronavirus ist im Verlauf der Pandemie durchwegs zurückgegangen. Während zwischen Frühjahr und Sommer das Vertrauen insbesondere gegenüber den Medien erodierte, sehen sich die Behörden (Bundesrat, Kantone, BAG) zwischen Sommer und Herbst mit einer Vertrauenseinbusse konfrontiert.
Eine problematische Entwicklung zeigt sich bei der Impfbereitschaft. Seit der ersten Messung von Ende März, als noch rund 60 Prozent der Befragten angaben, sie würden sich bei der Zulassung eines Impfstoffs gegen das neue Coronavirus impfen lassen, ist die Impfbereitschaft stetig gesunken. Ende Oktober haben nur noch 50 Prozent angegeben, sich impfen lassen zu wollen.
Der Kurzbericht ist in Zusammenarbeit mehrerer Institutionen entstanden: Der Fragebogen wurde vom BAG mit Unterstützung der Forschungsstelle sotomo entwickelt. Die Online-Befragung wurde durch die Demo SCOPE AG durchgeführt, ausgewertet und danach grafisch aufbereitet. Die inhaltliche Analyse und Einordnung erfolgte schliesslich durch Michael Hermann (sotomo). Den gesamten Bericht können Sie hier herunterladen (PDF).