Wenn die geburtenstarken Jahrgänge ins Pensionsalter kommen und die Gesellschaft altert, erhöht dies nicht nur den Druck auf das Rentensystem, sondern verstärkt auch den Fach- und Arbeitskräftemangel. Die vorliegende Studie zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung aus diesen Gründen findet, dass wir in der Schweiz mehr arbeiten müssten. Zugleich macht die Befragung jedoch deutlich, dass eine noch grössere Mehrheit der Ansicht ist, dass wir in der Schweiz eigentlich zu viel arbeiten. Dies bringt ein beträchtliches Spannungsfeld zum Ausdruck, das gerade auch im Familienkontext bedeutsam ist.
Die Studie macht einen grossen Widerspruch der Schweizerinnen und Schweizer in ihrer Haltung zur Erwerbsarbeit sichtbar zwischen ökonomischer Einsicht («eigentlich müssten wir mehr arbeiten») und lebensweltlicher Erfahrung («wir ordnen in der Schweiz der Arbeit zu viel unter»). Dieses Spannungsfeld prägt den Umgang und die Einstellungen zur Erwerbsarbeit und es führt zu scheinbar widersprüchlichen Haltungen zu politischen Forderungen. So unterstützt eine Mehrheit garantierte Krippenplätze für alle sowie die Einführung einer Individualbesteuerung – beides sind Massnahmen, die zu einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere der Mütter, beitragen könnten. Zugleich ist eine Mehrheit auch der Ansicht, dass Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen, dafür finanziell entschädigt werden sollten. Dies ist eine Massnahme, die es für Eltern attraktiver macht, weniger erwerbstätig zu sein.