Im Zentrum dieser Studie steht das Spannungsfeld zwischen Toleranz und Meinungsfreiheit. Beide Seiten des Kulturkampfs unterstellen der jeweils anderen Intoleranz. Der Linken wird ein Mangel an Toleranz gegenüber nicht genehmer Meinungen vorgeworfen. Personen des rechten Spektrums wird dagegen Intoleranz gegenüber anderen Lebensweisen und Identitäten vorgehalten. Mit dem Ziel, zur Versachlichung der Diskussion beizutragen, hat sich der Verein Geschlechtergerechter zusammen mit dem Forschungsinstitut Sotomo dem Thema Toleranz angenommen. Die vorliegende Befragung bestätigt diese unterschiedlichen Sensibilitäten. Das Spannungsfeld zwischen Toleranz und Meinungsfreiheit zeigt sich besonders ausgeprägt in den sozialen Medien. Die sozialen Medien sind der einzige Bereich, in dem eine Mehrheit der Befragten in den letzten Jahren eine Zunahme der Meinungsfreiheit festgestellt hat. Zugleich erleben ausgerechnet hier besonders viele Intoleranz. Anfeindungen in den sozialen Medien sehen die Schweizerinnen und Schweizer als grösste Gefahr für die offene Gesellschaft. Um die offene und tolerante Gesellschaft zu schützen, müssen offenbar auch Grenzen von Toleranz definiert werden. So ist eine klare Mehrheit der Schweizer Bevölkerung der Ansicht, dass Rassismus, Antisemitismus oder Sexismus inakzeptabel sind und nicht durch Meinungsfreiheit gedeckt sind. Gleichzeitig findet allerdings auch eine Mehrheit, dass es in der Schweiz mehr Toleranz für andere politische Ansichten brauche – dass es auch Meinungen auszuhalten gilt, die einem widerstreben.